Andere Wolle? Andere Größe? Kein Problem: So rechnet man Strickmuster um!

 

Ihr kennt das bestimmt: Ihr habt ein Strickmuster gesehen, das nicht so richtig in der passenden Größe angeboten wird – den Pullover findet ihr allerdings richtig schön und ihr würdet ihn gerne stricken. Nur eben nicht total oversized oder wurstpelleneng. Oder die Größenangaben des Strickmusters passen, allerdings wollt ihr den Pullover mit einer komplett anderen Wolle stricken und die angegebene Maschenprobe stimmt daher vorne und hinten nicht. In beiden Fällen hilft nur umrechnen. Als ich mich die ersten Male daran versucht habe, habe ich es einfach Pi mal Daumen, einfach ein paar Maschen und Reihen mehr oder weniger genommen. Das hat mal geklappt und mal überhaupt nicht – und am Ende gilt wie immer: gute Vorbereitung ist die halbe Miete. 

 

Mit meinen eigenen Strickmustern habe ich ja gerade erst angefangen und die Anleitungen kommen – zumindest fürs Erste – in Onesize daher, und zwar in meiner Größe. Nicht, weil ich unglaublich faul bin, sondern weil ich auf diese Art nämlich am besten abschätzen kann, ob ein Pullover gut sitzt oder passt. Egal, ob es sich um eine weitere oder engere Variante handelt. Bis ich noch ein paar mehr Freiwillige meiner Freundinnen vermessen durfte, muss es also erstmal mit Onesize funktionieren. Das sollte aber kein Problem für alle unter euch sein, für die meine "Einheitsgröße" nicht so gut passt. Es gibt nämlich einen ganz einfache Methode, wie man Strickmuster für seine eigene Größe anpassen und umrechnen kann. 

 

Hefte raus, Maschenprobe!

 

Diese Methode ist eigentlich auch gar nichts Geheimnisvolles, sondern eine simple Rechenaufgabe – aufgrund einiger Anfragen, die ich in letzter Zeit erhalten habe, dachte ich allerdings, ich mache mal einen kleinen Blog-Artikel draus und erzähle euch, wie ich dabei vorgehe, wenn ich eine Anleitung in eine andere Größe umrechnen möchte. Andere machen das bestimmt ganz anders und ich möchte einfach mal behaupten, dass es dabei nicht den einen Königsweg gibt. Dies ist also einfach die Methode, mit der ich am besten zurechtkomme und die mir ganz ähnlich auch noch einmal in meinem kürzlich absolvierten Online-Kurs von Makerist bestätigt wurde. Alles, was ihr dafür braucht:

  • Klaro: ein Strickmuster, das ihr gerne für eure Größe oder Wolle anpassen würdet (wie wär's mit diesem hier? ;))
  • Zettel, Stift, Taschenrechner, Maßband, Zählrahmen 
  • Einen Lieblingspullover
  • Eure Stricknadeln und die Wolle, mit der ihr den Pullover stricken wollt

 

 

Wie immer bei einem Strickstück beginnt alles mit einer Maschenprobe. Und auch, wenn jetzt einige die Augen um etwa 180 Grad nach hinten drehen wollen: Macht eine Maschenprobe für alle Muster, die in dem Wunschpullover auftauchen. Glatt rechts? Rippmuster? Perlmuster? Jap. Für jedes Muster braucht ihr eine Maschenprobe, ungefähr in 10x10 cm. 

 

Wenn ihr wisst, wie viele Maschen und Reihen ihr pro Muster jeweils für 10cm braucht, könnt ihr das ganz einfach wieder auf 1cm herunterrechnen. Das ergibt dann den Faktor, den ihr im nächsten Schritt wieder benötigt. Hier in dem Beispiel: Für 10cm muss ich 14 Maschen anschlagen. Für 1cm würde ich rein theoretisch dann also 1,4 Maschen benötigen. Das ist natürlich Quatsch, 0,4 Maschen gibt es natürlich nicht. Dennoch benötige ich die 1,4 zum Weiterrechnen als Faktor. Das gleiche Spiel für die Reihenanzahl. Am besten beide Faktoren pro Muster aufschreiben (siehe Bild unten). 

 

Wenn man diesen Faktor benötigt, warum also unbedingt eine 10x10cm große Probe stricken?! Weil viele Muster einfach eine gewisse Fläche benötigen, um sich repräsentativ klein rechnen zu lassen. Weil sich kleinere Teststücke zusammenrollen und es schwierig wird, die richtigen Maße zu nehmen. Und so weiter. Es hilft also alles nichts, macht einfach die große Maschenprobe ;) 

 

lieblingspulli ausmessen

 

Wenn ihr lediglich andere Wolle nutzt als im Strickmuster angegeben, die Maßangaben aus dem vorliegenden Muster jedoch für euch passen, könnt ihr diesen Schritt getrost überspringen – nehmt euch nur für die Umrechnung auch schon mal einen Block und Stift zur Hand und zeichnet ganz grob eine Skizze für euren Pullover auf.

 

Für alle Größenumrechner geht es damit auch weiter. Nehmt euch einen Pullover aus dem Schrank, den ihr richtig gerne anzieht. Am besten auch einen Strickpullover – was nämlich zu Rechenfehlern führen kann: Wenn ihr einen sehr engen Pullover mit hohem Stretchanteil als Vorlage auswählt. Denn vielleicht ist der gewünschte Pullover nicht sonderlich dehnbar und dann sind die Maße natürlich zu klein und der neue Pulli wird viel zu eng. Also wählt vielleicht einen, der auch ohne Stretch richtig gut an euch sitzt.

 

Einige wichtige Maßangaben könnt ihr eurem vorliegenden Strickmuster entnehmen – diese solltet ihr zum Umrechnen auf jeden Fall an eurem Lieblingspullover abmessen. Die wichtigsten dafür sind die folgenden:

 

  • Breite
  • Gesamtlänge
  • Länge bis zum Armausschnitt
  • Höhe des Armausschnitts
  • (Hals/Kopf-) Ausschnittbreite
  • Obere Ärmellänge
  • Untere Ärmellänge
  • Schulterbreite (das kurze Stück vom Armausschnitt bis zum Halsausschnitt)

umrechnen

 

Wenn es nicht explizit in einer Schemazeichnung steht, die bei vielen Strickanleitungen enthalten ist, dann verraten euch dennoch die einzelnen Schritte in einer Anleitung wichtige Maßangaben. Zum Beispiel wie viele Reihen oder Zentimeter ihr ab dem Bündchen und bis zum Armausschnitt stricken sollt, und wie viel ab hier noch bis zu den Schultern. 

 

Nehmt euch wieder wieder euren Block und die Skizze eures Pullovers, die ihr eben schon gemacht habt. Tragt alle vorhandenen Zentimeterangaben aus dem Muster in einer Farbe in die Skizze ein. Jetzt kommt euer vorher ausgerechneter Faktor aus der Maschenprobe zum Einsatz…

 

für eine andere Größe umrechnen

 

Ihr kennt die Zentimetermaße eurer Wunschgröße. Ihr kennt die Umrechnungsfaktoren eurer Maschenprobe. Mehr braucht ihr nicht. Der Umrechnungsfaktor sagt euch, wie viele Maschen oder Reihen ihr pro Zentimeter stricken müsst. Diesen Faktor multipliziert ihr also mit der gewünschten Zentimeterangabe, und schon habt ihr die richtige Anzahl an Reihen und Maschen für euren Pullover. 

 

Tragt die errechneten Angaben in einer anderen Farbe in eure Skizze ein. Für Reihen und Maschen nehme ich jeweils eine eigene Farbe. So geht ihr Maß für Maß vor: Gesamtlänge, Breite, Länge bis zu den Ärmelausschnitten und Höhe des Armlochs – das sind die wichtigsten Maße, die ihr umrechnen solltet, damit euer Pullover gut passt. 

 

für eine andere Wolle umrechnen

 

Im Prinzip genau das Gleiche – nur etwas einfacher, da ihr nicht extra Maße von einem Lieblingspullover ausrechnen müsst. Ihr könnt ebenfalls mit Hilfe des Umrechnungsfaktors die neue Anzahl an Maschen und Reihen errechnen und diese im Strickmuster anpassen. Voilà! 

 

was nicht passt, wird passend gemacht

 

Und das war's auch schon. So rechne ich Strickmuster für andere Größen oder eine andere Wolle um. Knifflig wird es natürlich, wenn ein Pullover nicht gerade geschnitten ist, sondern auch noch eine Taille eingearbeitet werden soll. Aber für alle schlicht geschnittenen Pullover hat diese Methode bis jetzt für mich funktioniert. Ihr habt noch weitere Tipps, wie man ein Strickmuster umrechnet? Dann gerne her damit! 

 


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Kommentare: 17
  • #1

    Margret (Montag, 08 Oktober 2018 15:53)

    Hallo, woher weiß ich wann ich wie viele M zu- bzw. abnehmen muss? Das ändert sich doch auch in einer anderen Größe.

    Danke für Info.

    LG

  • #2

    Nicole (Dienstag, 23 Oktober 2018 19:40)

    Huhu,
    vielen Dank für die tolle Erklärung!
    Ich habe aber genau die gleiche Frage wie Margret. Woher weiß ich, wann und wieviel ich zu bzw. abnehmen muss? Das muss ja auch noch in der Anleitung umgeändert werden.

    Liebe Grüße
    Nicole

  • #3

    Margot (Dienstag, 16 Juli 2019 19:46)

    Hallo Svenja,
    leider habe ich ein anderes Problem nämlich:
    Eine liebe Bekannte hat am Mittwoch ein kleines Mädel bekommen. Nun möchte ich für die Kleine ein Kleidchen stricken. Das Modell habe ich gefunden in einem alten Junghans Heft aus dem Jahr 2007/2008 - 248/7. Es ist gearbeitet aus der Wolle Freizeit, ähnlich der Regia, ja leider aber ab Größe 86-92.
    Da mir das zu groß ist, habe ich nach anderen Modellen geguckt und im gleichen Heft einen Pullover entdeckt - 244/7 in der Größe 62-68 bzw. 74-80 allerdings aus einer anderen Wolle, jedoch gleiche Maschenzahl wie mein Musterstück.
    Ja, da ich diese Wolle zuletzt erst gekauft habe, habe ich gleich ein Musterstück gearbeitet. Hier komme ich bei 10 cm auf 24 Reihen und in der Höhe auf 35 Reihen, habe also auf 10 cm 3 Maschen mehr wie das im Heft gezeigte Modell.
    Ja nun kommt meine Frage: Wieviel Maschen Muß ich anschlagen und was muß ich noch beachten?
    Hoffe, Sie können mir helfen? So bin ich gespannt auf Ihre Rückantwort und verbleibe mit den besten Grüßen
    Margot

  • #4

    Margot (Dienstag, 16 Juli 2019 19:51)

    Hallo Svenja,
    sorry, habe mich verschrieben. Es sollte nicht heißen24 Reihen sondern 24 Maschen auf 10 cm.
    Liebe Grüße
    Margot

  • #5

    Margot (Dienstag, 16 Juli 2019 20:06)

    Hallo Svenja,
    wie sagt man: Alle guten Dinge sind drei. Sehe gerade, daß das Kleidchen zwar aus der Freizeit gestrickt wurde, doch aus einer 6-fädigen. Ich habe mein Musterstück allerdings aus einer 4-fädigen gearbeitet.
    Liebe Grüße
    Margot

  • #6

    Bine (Samstag, 03 August 2019 00:23)

    Hallo, ich habe eine tolle Anleitung für ein dreieckstuch. Möchte jedoch andere Wolle und eine andere Nadelstärke, wie in der Anleitung angegeben, verwenden. Laut Anleitung 3x25g Mohair Luxe (Lang yarns, LL 175m/25g). Nadelstärke 8-9. Nach 80 Reihen (163 Maschen) abketten.

    Bei meiner Wolle sind folgende Angaben angegeben: Twinkle Star,95% polyacryl 5% polyester , 100g, 300 m LL. Ich möchte es mit
    Nadelstärke 4,5 stricken.

    Nun meine Frage :"Wie geht es weiter, nachdem ich die Maschenprobe erstellt habe und die maschen in der Breite und Höhe abgezählt habe?

    Ich weiß momentan nicht genau weiter.

    Vielen Dank für Ihre Hilfe im voraus.

    Mit freundlichen Grüßen
    Bine

  • #7

    Vroni (Sonntag, 01 September 2019 20:34)

    Hallo, ich habe mal eine Frage? Die beschäftigt mich schon eine ganze Weile. Mit welcher Nadelstärke nehm ich nach dem Bündchen zu?

    Vielen lieben dank

  • #8

    Melli (Dienstag, 28 April 2020 23:11)

    Ich würde auch gerne wie Margret wissen,wie ich das mit den zu und abnahmen, bzw. Wieviele in welchen Reihen gemacht werden müssen, ausrechne

  • #9

    Christine (Samstag, 05 September 2020 16:44)

    Hallo, könnte man, wenn die Maschenprobe nicht stimmt, den Pullover nicht einfach in einer kleineren Größe stricken? Oder wird er dann zu locker, wenn man weniger Maschen auf der Maschenprobe hat, als angegeben. Ich wundere mich, dass f. Größe M bei meiner Anleitung 91cm Brustweite angegeben sind. Das kommt mir sehr wenig vor. Ich trage eigentlich Gr.S und habe das Gefühl, dass S mit meiner Maschenprobe hinhaut. Vielen Dank für die Hilfe! Christine

  • #10

    Anja Koerbel (Donnerstag, 06 Januar 2022 19:12)

    Hallo Svenja,

    vielen Dank für die anschauliche Erklärung, sie hilft auch mir als eher ungeübter Stickerin (bisher eher nur Schals und Tücher…). Ich möchte zwar auch nur mit einem anderen Garn, als in der Anleitung angegeben, einen Pulli stricken, wüsste aber auch sehr gerne, wie ich dazu noch die jeweilige Zahl der zuzunehmenden oder abzunehmenden Maschen in der Anleitung entsprechend anpassen kann?
    Falls Du gerade ein wenig Zeit und Lust dazu hast, würde ich mich sehr über Deine fachmännische Antwort freuen!
    Beste Grüße
    Anja

  • #11

    Katharina Kurz (Montag, 17 Januar 2022 18:05)

    Hallo, ich verzweifel gerade an einem Pullover.
    Ich musste umrechnen , da die Angaben zu groß für mich ausfallen. Soweit so gut, nachdem ich 5 Mal alles wieder aufgeribbelt habe. Frage: Nach der Maschenprobe hab ich meine passende Maschenzahl gefunden. Verändern sich dadurch die zu -abnahmen , wie sie in der Strickschritt zu lesen sind?

  • #12

    Jana (Donnerstag, 24 November 2022 13:08)

    Habe auch die Frage, wie viele vor mir. Wie verhält es sich mit den Zu- und Abnahmen in der Armschräge und dem Ausschnitt ? Das muss ich doch bestimmt auch nach meiner Maschenprobe berechnen ? Aber wie ?

  • #13

    marlies (Montag, 13 März 2023 10:16)

    hi.
    ich hätte auch viele fragen, teilweise stehen diese sogar schon von anderen hier drin. nur sehe ich keine antworten, zu keiner dieser anfragen.
    finde ich schon etwas eigenartig, oder wie funktioniert das hier?

  • #14

    Marta (Mittwoch, 15 März 2023 11:11)

    Hallo Marlies ,
    auch ich vermisse Antworten . �

  • #15

    Hannah (Mittwoch, 29 März 2023 15:31)

    Ich brauche auch deine Hilfe weil ich habe ein Problem ich muss das umrechnen wie viel Maschen ich brauche weil sie verwendet halt ihre Anleitung wie viel dünnere wolle und ich halt eine viel dickere Problem ist aber halt dass ich nur 2 Angaben in Zentimeter habe und der Rest ist halt nur in Maschen angegeben und wie soll ich das jetzt ausrechnen weil ich weiß es nicht weil du sagst ja dass man die zentimetermaße aber die habe ich ja nur vor hier halt eben nicht

  • #16

    Alice (Donnerstag, 13 April 2023 09:05)

    Hallo Svenja,
    ich habe die gleiche Frage wie Magret und Nicole
    #1
    Margret (Montag, 08 Oktober 2018 15:53)
    Hallo, woher weiß ich wann ich wie viele M zu- bzw. abnehmen muss? Das ändert sich doch auch in einer anderen Größe
    #2
    Nicole (Dienstag, 23 Oktober 2018 19:40)
    Ich habe aber genau die gleiche Frage wie Margret. Woher weiß ich, wann und wieviel ich zu bzw. abnehmen muss? Das muss ja auch noch in der Anleitung umgeändert werden.
    Leider sind die Antworten nicht beschrieben.
    Kannst Du mir auf meine email antworten oder wie bekommt man diese?

    Liebe Grüße Alice


  • #17

    Eva Berthe (Donnerstag, 22 Februar 2024 16:10)

    Hallo ich würde auch gerne wissen ,wie ich mit den Zu und Abnahmen bei einer anderen Wolle umgehe? Wie berechne ich dies?